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Mein Hörtipp: Neal Black and The Healers: Wherever The Road Takes Me

Mit diesem Album hat Neal Black einen eigene Traum verwirklicht: Eine Übersicht über sein wirklich sehr umfangreiches und langjähriges musikalische Schaffen. So ist die Unterzeile: „30 Years Best of Collection“ nicht zu viel versprochen. Im Gegenteil.

Die Doppel-CD ist aufgeteilt in die erste mit reinen Studioaufnahmen und der zweiten, auf der wir ihn live erleben dürfen, wobei ich hier kurz die Konzertgänger unter Ihnen darauf hinweisen möchte, dass die Live-Aufzeichnung bei Konzerten in Deutschland und Frankreich stattgefunden hat. Vielleicht waren Sie ja dabei?

Es ist immer schwer, eine eigene Auswahl zu finden, die das Repertoire eines Musikers wirklich komplett wiedergeben kann, wenn dieser, wie Neal Black über einen so langen Zeitraum weltweit gespielt hat.

Ehrlicher Blues, ein paar Ausblicke in den Rock und fertig. Muss es mehr sein? Nein, denn das Genre gibt so viel her, wenn man es richtig macht. Und hier wird es richtig gemacht, denn diese CD hat Power, sie hat die Kraft der Live-Auftritte auch in den Studioaufnahmen und sie zeigt, warum diese Musik mit ihre menschlichen Offenheit, ihrer Authentizität und ihrer direkten Ansprache der Zuhörer:innen niemals an Aktualität verlieren wird. Neal Black selbst hat die Auswahl der Songs getroffen, seine ganz persönlichen Bestenliste aus der so großen Menge gefunden.

Neal Black and The Healers: Wherever The Road Takes Me

Dieser Mann lebt den Blues, er spürt ihn in sich und er kann ihn jederzeit mit der Gitarre, seiner Stimme und seinen Songs hörbar, fühlbar und körperlich geradezu erlebbar machen. Ins Ohr gehende Melodien, eine echte Bluesstimme, die ohne jede Übertreibung auskommt und die so zwingenden tiefen und taffen Dialoge mit der Gitarre. So muss es sein.

Der Blues hat seinen Rhythmus, er hat seinen Takt, fest vorgegeben und eigentlich simpel und dennoch ist die Farbpalette bei der Umsetzung so unglaublich groß. Die Songs der Studio-CD fordern die Zuhörer:innen auf, sich ihnen voll und ganz zu widmen, ihnen wirklich ganz und gar zuzuhören, ihnen zu glauben. Nur so verändert der Blues schließlich die Menschen, nur so ist er in der Lage, ihnen die Traurigkeit zu nehmen, offene Fragen zu beantworten und ein Gefühl endlich angekommen zu sein zu geben. Es gibt nur wenige Genres, die es so direkt erreichen, einen in einen Dialog zu ziehen. Ganz oder gar nicht. Ein „nur wenig“ gibt es hier nicht. Lässt man sich aber darauf ein, wird man reich belohnt. Nicht selten ist die Reise dorthin aber von einer Achterbahnfahrt der Gefühle geprägt.

Alle diese Werkzeuge, die Stilmittel und die musikalischen Umsetzungen beherrscht Neal Black perfekt. Er ist so wie die Musik: Ehrlich, authentisch, offen und mit den wichtigen Stilmitteln sicher umgehend ohne in Klischees zu verfallen. So ist im Übrigen auch die Aufnahme, die hier die Richtung der Musik klangtechnisch perfekt umsetzt.

Mir gefällt übrigens die Live-CD noch besser, als die schon großartige Studioausgabe. Ich finde, dass Blues live noch besser ist. Nicht wegen des Klangs, nein, weil ich finde, dass die Musiker:innen dann noch mehr Gefühl, Stimmungen und ihre ganz persönliche Sicht der Songs mit einbringen. Nicht so perfekt? Egal, Etwas dreckiger als im Studio? Gut so! Längere Solis ohne über wirklich jede Note vorher nachzudenken? Ja bitte!!! Wer einmal live erlebt hat, wie z.B. Joe Bonamassa in einem immer   gleichen Song dennoch immer neue Solis spielt, alle unglaublich gut und jeder wirklich neu, weiß, was ich meine. Blues und Live das gehört einfach zusammen, für mich zumindest.

Schön auch, dass Black den Musiker:innen namentlich den Raum im Cover gibt und auch deren Bands und Musiker angibt, in und bei denen diese als Backing Musicians gespielt haben. Eine große Geste und eine sehr angenehme und ehrliche Wertschätzung. Gerade v ihm, hat er doch selbst praktisch mit den meisten der größten Blues- und Rockmusikern zusammengespielt.

Für Blues Fans ein Muss, selbst wenn sie die älteren Alben von Neal Black haben, denn alleine die Live-CD ist einen Kauf wert und für alle anderen unter Ihnen kann sie den (perfekten) Einstieg oder die Intensivierung darstellen. Der Blues ist etwas Menschliches und viel mehr als Musik. Das war so, ist und wird immer so bleiben.

Ein großartiges Album mit nichts, was wirklich neu ist. Aber genau das ist es, was wir alle ab und zu brauchen, was wir erwarten und was uns der Blues geben kann. Immer. Allen voran mit und durch so großartige Musiker wie Neal Black.

Unbedingt anhören!

Hier ein paar Webseiten und Anspieltipps:

Neal Black and The Healers: Wherever The Road Takes Me

https://www.nealblack.net/

https://www.youtube.com/channel/UCTgQSI-Ko3mqcui-vlKYpIg/playlists

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