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Mein Hörtipp: Florian Ross / Lucas Leidinger: „Checks & Balances“

So klingt es also, wenn Lehrer und Schüler zusammen Musik machen? Nun, ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht. Der Kölner Pianist und Hochschullehrer Ross und sein ehemaliger Schüler Leidinger kennen und schätzen sich heute erkennbar als gleichberechtigte Musiker und das hört man dem Album an. Die beiden spielen fast ausschließlich freie Improvisationen, zwei eigene Kompositionen jeder der beiden Musiker und einen Song von Joni Mitchell.

Dieses Werk stellt etwas dar, was heute selten geworden ist. Ein echtes sich selbst erklärendes, in sich schlüssiges und dennoch unglaublich abwechslungsreiches Album. Egal, ob die beiden in freiere improvisatorische Sphären miteinander einen immer neuen gemeinsamen Weg gehen, oder ob sie beide in einen durch die 2 (zum Teil präparierte) Klaviere zum Teil musikalisch überwältigenden Dialog treten, bei dem die Songs sich wie von selbst zu entwickeln scheinen. Nicht die Technik, die zweifelslos gegeben ist, sondern die ganz bewussten Töne und Inhalte sind es, die die beiden manches Mal wie nur ein einziges Instrument klingen lassen. Die Stücke sind von einer subtilen Schönheit und einer inneren Spannung geprägt, die die Zuhörer:innen fesselt und zum konzentrierten Hören zu zwingen scheint. Es ist aber kein Zwang, es ist das stetig steigende eigene Interesse daran, wie sich die Songs jeweils entwickeln werden.

Hier erschaffen zwei Pianisten aus unterschiedlichen Generationen eine klanglich ganz besondere Atmosphäre und im Ergebnis eine großartige CD mit Musik, die einen entspannt, aber auch die Aufmerksamkeit einfordert, um einen mit so unglaublich vielen kleinen und intensiven musikalischen und akustischen Nuancen belohnt. 

Toy Piano Records TPR 202101

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