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Konzert am gestrigen Abend in Herne: Die „Tage alter Musik“ sind gestartet – noch bis Sonntag viel NEUE Musik! Hier neue Fotos…

Ich muss mal mit Herrn Dr. Lorber, dem „Kopf“ hinter dem Festival, sprechen. Vielleicht sollte er mal über eine Namensänderung nachdenken. Warum? Nun, das Festival ist viel mehr als nur „Alte Musik“ und zudem glaube ich, dass dieser Titel ohne weitere Erläuterung viele Menschen, gerade auch jüngere, abschrecken könnte. Und das wäre schade, denn in diesem Jahr haben Dr. Lorber mit seinem Team und die Musiker:innen wieder ein phantastischen Programm zusammengestellt. Aber z.B. auch mit Komponisten der Wiener Klassik und musikalischen Ausflügen in die Romantik und alles in Umsetzungen und Aufführungen, die absolut im 21. Jahrhundert ihre Basis haben.

Wie oft wird die „Klassik“ mit Musik für „alte Leute“ in Verbindung gebracht? Wie viele jüngere Besucher gibt es in klassischen Konzerten? Als Mitglied des Gründerkreises des Klavierfestivals Ruhr weiß ich „ein Lied davon zu singen“…

Nimmt man die wirklich großartige Musikinstrumentenmesse (siehe Fotos unten) bei der man so viele sonst nicht leicht zu sehende (und zu spielende) Instrumente erleben und deren Erbauer persönlich sprechen kann, mit CD- und Notenangeboten mit hinzu und das Werkstattkonzert am Samstagmittag, dass sich besonders an Kinder und Jugendliche richtet, wird klar, dass das jedes Jahr jeweils an 4 Tagen stattfindende Festival im Herzen des Ruhrgebiets so viel mehr ist. Ein neuer Titel? Vielleicht „Tage alter Musik – im Hier und Jetzt“, „…- für die heutige Zeit“…“- für die Menschen von heute“. Die Werbeprofis können das ganz sicher besser als ich…aber eine Überlegung wäre es wert, oder?

Warum ich das hier so breit für Sie ausformuliere? Weil meine Frau und ich gestern Abend in Herne waren und begeistert das Johann Caspar Kerll Konzert („Pia et fortis mulier“, Wien 1677) gehört, gesehen und ERLEBT haben. Es war phantastisch und vielleicht haben Sie ja die Live Übertragung auf WDR 3 gehört? Heute und morgen Abend werden die 20:00 Uhr Konzerte übrigens wieder live auf WDR 3 übertragen, alle anderen aber auch aufgezeichnet und später ebenfalls gesendet.

Wir finden es immer wieder wunderbar, solche nicht so bekannten Perlen der Musik zu entdecken. So auch diese Musik zu einem Jesuitendrama in einem erzählten Prolog in fünf Akten. Es war eine wundervolle Entdeckung. Stimmungsvolle und sehr abwechslungsreiche Musik, u.a. mit dem großartigen Stefan Rath an der Chitarrone und die die Geschichte erzählende Regina Münch. Sie ließen eine erwartungsvolle Spannung entstehen, die das Publikum rund 2 Stunden ohne Pause fesselte. Und so waren es barock-typische tänzerische Teile, die sich immer wieder mit emotionalen stimmungsvollen langsamen Arien abwechselten. Große Emotionen waren eigentlich das durchgängige Thema, dass durch die erzählte Geschichte vermittelt und durch die hervorragenden Sänger:innen und Musiker:innen untermalt wurde. Meine Frau und ich waren sprichwörtlich ergriffen.

Besonders hervorheben möchte ich Juliane Schubert, die die Natalia, eine der beiden Hauptrollen, sang und sprach. Sie schaffte es nicht nur durch ihre gesangliche Leistung zu überzeugen, sondern insbesondere auch durch ihre ungemein sympathisch, lebendig und mit viel erkenn- und spürbarer Freude vorgetragenen Textpassagen, die eine großartige schauspielerische Leistung und eine sehr warme und menschliche Darstellung der Rolle ermöglichten. Auch ihr Ehemann Adrian (David Erler) und Dorylus (Wolf Matthias Friedrich) schafften diese Doppelbelastung mit absoluter Lockerheit und sprangen perfekt und in einem nicht nachlassenden Spannungsbogen zwischen den gesanglichen und gesprochenen Textpassagen hin und her.

© WDR / Thomas Kost. Juliane Schubert und David Erler

© WDR / Thomas Kost. Wolf Matthias Friedrich und Tobias Hunger

Sie meisterten beide Inhalte und ließen sie harmonisch ineinanderfließen, so dass keine Trennung hör- und erlebbar war. Wunderbar, wie Wolf Matthias Friedrich und Tobias Hunger (Flavius) während der ganzen Aufführung sichtbar mitfieberten und die Handlung durch eigene Reaktionen auch außerhalb ihrer eigenen Parts sichtbar machten. Das gilt für alle Musiker:innen, die hier mit spürbarer Freude an dem Werk ein wahrscheinlich für sehr viele unbekanntes Stück aus dem 17. Jahrhundert direkt ins 21. Jahrhundert transformierten. Große Kunst, die zeigt, wie viele unerkannte Schätze noch zu entdecken sind!       

Ein toller Abend mit La Capella Ducale und Musica Fiata, unter der Leitung von Roland Wilson. Ich wäre aber doppelt so glücklich, wenn ich ein paar mehr Jüngere im Publikum gesehen hätte…Dieses Festival, diese Musiker:innen und Künstler:innen und die gesamten Organisator:innen, die auch in diesem Jahr wieder eine großartige Arbeit leisten, würden sich darüber wahrscheinlich ebenfalls sehr freuen. Da bin ich mir sicher!

Besuchen Sie heute und morgen die Konzerte und die großartige Musikinstrumentenmesse, hören und erleben Sie „alte“, „neue“…oder einfach nur unglaublich gute Musik! Und denken Sie an meinen Tipp des Kaufs der CD-Boxen auch der Vorjahre…

Mein Frau und ich werden jedenfalls heute und morgen Abend wieder dieses besondere Flair in Herne genießen.

Tage Alter Musik Herne
Tage Alter Musik Herne
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https://www.herne.de/Kultur-und-Freizeit/Musik-und-Theater/Tage-Alter-Musik/

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