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Mein Hörtipp: John Patitucci, Vinnie Colaiuta, Bill Cunliffe; Trio

Es ist schon erstaunlich, was passiert, wenn 3 echte Vollblutmusiker ins Studio gehen, einfach nur um ein wenig miteinander zu spielen. So war es hier tatsächlich. Die 3 trafen sich zu einer spontanen Session und nahmen auf, was dabei herauskam. Keine Proben oder Absprachen, nur Musik. Nun, das ist, werden einige einwenden, beim Jazz ja eigentlich doch ohnehin das prägende Merkmal. Aber so einfach ist es nicht. Wenn man zwar die Lieder kennt, diese dann aber in einer Triobesetzung ganz ohne Proben einspielt, gibt gerade diese nicht vorhandene Abstimmung, das fehlende Einüben oder  die nicht erfolgten Absprache, was wer wie spielen sollte, einen ungemein großen Raum für eine weit über ein reines Improvisieren hinausgehenden Raum.

Und diesen besonderen Raum erschaffen die 3 nicht nur, sie füllen ihn auch aus. Und wie! Es ist eine Freude zu hören und zu spüren, welche Freude die Musiker ganz offensichtlich hatten. Jeder ist ein Teil des Trios und kennt seine Aufgaben in den bekannten Songs, dennoch ist er zudem ein Teil der eigenes, unvorhergesehenes und freies hinzufügen kann, soll und will.

Wer die 3 kennt, weiß was ihn jeweils erwartet und wird nicht enttäuscht, im Gegenteil: Das ist Triojazz in einer wunderbar entspannten Form. Sehr leichtfüßig und locker spielen sie mit den Grooves und Changes und dennoch lohnt sich das genauere Hinhören, denn die vielen feinen Nuancen, die leisen Töne, die Zwischentöne und die Pausen sind sehr grazil, leise und geradezu von subtiler Schönheit.

Hier muss keiner mehr dem anderen oder den Zuhörer:innen etwas beweisen, hier steht allein die Musik und der Spass an der Musik im Vordergrund und entführt uns alle hinein in diese Stimmung. Das ist wirklich überwältigend, denn es zeigt alle Elemente des Jazz auf, löst die Grenzen des Trios auf und will nur das eine erreichen: Die Zuhörer:innen unterhalten und für eine Zeit in eine bessere Welt entführen. Es wäre schön, wenn sich viel mehr Musiker:innen öfter einfach einmal treffen würden um wirklich spontan miteinander zu musizieren. Um das zu tun und zu spielen, was ihnen selbst Spass macht.

Diese CD wird das Genre nicht revolutionieren und spielt nichts wirklich neues. Aber muss es das? Das ist Musik, wie ich sie öfter brauche, aktuell sogar öfter als sonst. Und ich glaube, dass das auch die Intention der Musiker war, die schließlich das Album auch schlicht „Trio“ nannten. Ich kenne gerade Patitucci und Colaiuta seit vielen Jahrzehnten. Erinnern Sie sich auch noch an die Zeit von Colaiuta in der Band von Frank Zappa? Ich habe Ihnen mal ein paar Anspieltipps und 2 persönliche ältere CD Empfehlungen unten eingefügt. Besonders die CD von Vinnie Colaiuta aus dem Jahr 1994, eingespielt mit den besten Musikern der Zeit, ist heute noch für mich ein Meilenstein…Eine solche Communion hat auch Patitucci 2001 eingespielt…und eine weitere CD von 1988 zeigt ihn als Leader mit den Größen des Jazz…u.a. mit dem leider viel zu jung verstorbenen Michael Brecker, Chick Corea und am Schlagzeug: Dave Weckl und…Vinnie Colaiuta…

Also: Wenn Sie wieder einmal einfach nur Freude mit hervorragender Musik und grandiosen Musikern erleben haben wollen, kaufen Sie sich das Album.

Sie werden es nicht bereuen. Versprochen!

Hier noch meine beiden Tipps von Patitucci und Soundbeispiele:

und hier was eher unbekanntes…:-)

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